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Aus der Geschichte unserer Ortschaft Aus dem Jahr 1977 vom Geistlichen Rat: Pfarrer Heinrich Josef Dahmen und Hans Josef Mies Eine lückenlose Darstellung einer Ortsgeschichte kann nicht gegeben werden, weil eine geschlossene Chronik nur aus jüngster Zeit vorliegt, während Urkunden und Berichte bis 1900' aus den verschiedensten Quellen herausgesucht werden mussten. Zeitlich geordnet, lässt sich bruchstückhaft die Entwicklung unseres Ortes aufweisen. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts gibt es in Köln bereits eine christliche Gemeinde, aber erst durch den Bischof Maternus (um 328†). „Der hl. Maternus ist der erste namentlich bekannte Bischof von Köln. Er wurde nachweislich 313 von Kaiser Konstantin (Flavius Valerius Constantinus *272/285-337†) auch bekannt als Konstantin der Große, zu einer Synode nach Rom gerufen und nahm 314 an der Synode von Arles teil“. Die christliche Gemeinde Kölns war also schon zur Zeit Kaiser Konstantins so groß und bedeutend, daß ihr ein Bischof vorstand. Wenig später, in der konstantinschen Zeit, wird St. Gereon erbaut; die Legende nennt die Kaiserin Helena (*248/250- um 330†) (War die Mutter des römischen Kaisers Konstantin!) als Gründerin. Gregor von Tours (*538/539- um 594†) spricht 594 von einer Erneuerung und Vergrößerung St. Gereons, dessen Zehneck des Soldatenmartyriums wahrscheinlich schon von 355 bestanden und den Frankeneinfall, bei dem Köln in Flammen aufging, überstanden hat. Kaiser Julian (*331-363†) stellt vorübergehend die römische Herrschaft wieder her; doch ist sie mit dem Übergang zum 5. Jahrhundert endgültig vorbei. Nach dem 496 die Entscheidung zwischen Alemannen und Franken bei Zülpich zugunsten Chlodwigs I. (*466-511†) gefallen war, wurde Köln der Sitz der ripuarischen Frankenkönige.
Konstantin der Große Flavius Valerius Constantinus (*272/285-337†) Römischer Kaiser von 306 bis 337 Von der Landnahme der Franken an bis zum 9. Jahrhundert entstehen großräumige Sprengel vor den Mauern Kölns mit weitgehenden Freiheitsrechten ihrer Kirchen. So unterstanden St. Kunibert große Bezirke wie auch St. Ursula und St. Severin. Zu St. Gereon gehörten: Kriel, Müngersdorf, Mechtern, Bickendorf, Merheim, Fühlingen und Rheinkasse!. Durch die sogenannte Guntharsche Schenkung wird die Vermögensfähigkeit dieser Stiftskirchen bestätigt. Die Stiftspröpste hatten fast bischöfliche Rechte wie die Besetzung von Pfarrstellen und Sendgerichten. Die niederen Pfarreien in den Sprengeln waren durch das Eigenkirchenwesen rechtlich mit ihrem Stift identisch. "Für die alte Kirche in Merheim liegt die Vermutung nahe, dass sie innerhalb des ursprünglichen Sprengels von St. Gereon entstanden ist, etwa zwischen 500 bis 900. Hinzu kommt der Ortsname „heim“, der im allgemeinen der Zeit der fränkischen Landnahme zwischen dem 5.-6. Jahrhundert zuzuweisen ist, sowie das Stephanuspatrozinium, das in der Frankenzeit sehr beliebt war" (Hegel). Im 12. Jahrhundert kommt eine Vermögenstrennung zwischen Propst und Stiftskapitel, wobei gewisse Vermögensteile für bestimmte Kirchen und Pfründen festgelegt werden. Neue Kirchen werden erbaut und eigene Priester daran angestellt. Der Bruder des Grafen Wilhelm IV. von Jülich (*1210-1278†) schenkte dem Hospital von St. Gereon den Neubruchzehnten von vier Hufen (ca. 120 Morgen) Land in Merheym. In dieser Urkunde vom 26. Juli 1248 erwähnt er die Pfarrkirche, die an der Schmiedegasse, der größten Straße Merheims, lag. Sie war ein schlichter Saalbau von 8 mal 14 Meter Grundfläche, der nach Osten mit 3/8 seitigem Chor, nach Westen mit einem Turm mit spitzem Helm schloss. Das Besetzungsrecht hatte der Propst von Gereon, dem es durch Papst Honorius III. (*1148-1227†) am 19. August 1223 zu Segni für Merehem bestätigt wurde. Die neuen Pfarrkirchen stehen zu den Stiften, aus denen sie hervorgegangen waren, im patronatsrechtlichem Verhältnis und blieben ihnen inkorporiert, wurden also nicht selbständig, vielmehr hatten sie an das Stift Abgaben zu leisten und waren zu allerlei Diensten verpflichtet. In einer Urkunde von 1188, welche die Lieferungen aufzeichnet, die Gereon von seinen Höfen bezieht, heißt es: „Und das wird das Maß sein, welches „vrone“ genannt wird, Merheym 32 Malter Weizen; am Fest des hl. Stephanus (*ca.1 n. Chr.- ca.36/40 n. Chr.†) (Patrozinium Stephani Auffindung am 3. August) 25 Hühner und 50 Eier; 4 Malter Erbsen, 4 Maß Bier. Für die Ablieferungstermine soll Merheym sich an den Jahresablauf halten. Ähnliches gilt für die übrigen Bezirke. Nach dem Geschenkbuch von Gereon vor 1338 liefert Merheym zu Quinquagesima (Fastnachtssonntag) ein lebendes Lamm, am Helenentag eine halbe Mark, am Andreastag 50 Solventen, zu Weihnachten 6 Denare, am Stephanstag 25 Hühner und Salz; am Sonntag nach Margaretha muss es einen Nachtwächter stellen. hl. Stephanus (*ca.1 n. Chr.- ca.36/40 n. Chr.†) Am 24. Dezember 1324 bestätigt der Erzbischof Heinrich II. (Heinrich von Sachsen-Lauenburg) (*1550-1585†) dem Stift Gereon die Inkorporierung der Pfarrkirchen von Opladen, Neukirchen, Rheinkassel, Oeckhoven, Giesenkirchen, Viersen, Spiel, Büderich, Düssei, Niederbachem, Holzweileer, Heppendorf, Monheim, Derichsweiler, Burscheid, Merkstein, Seigersdorf, Gereonsweiler, Lövenich, Dabringhausen, Witzhelden, Merheym, Junkersdorf, Schwist, Kriel und St. Christoph in Köln. Die den Rektoren der Kirchen zustehenden Einkünfte werden festgestellt. Bertolphus, der erste urkundlich nachweisbare Pfarrer von Merheim, bekundet, dass seine Kirche incorporiert sei und zu ihrem Unterhalt ein Haus habe, 30 Tagewerke Ackerland und vier Malter Weizen; der größere und kleinere Zehnt und andere Güter seiner Kirche gehen nach Gereon, dem sie vorbehalten sind. Dem Stift gehörten in Merheim: der Vroinhoff, Hartgewandt mit 134 Morgen, Havergewandt mit 127, Braechgewandt mit 120, Spilhoff mit 429, Bruckerhoff mit 292, in einzelnen Parzellen 206, in den verschiedenen Gewanden 71, Kämpe und Gartenland in vielen Stücken mit 56 Morgen. (Aufgeführt im Liegenschaftsbuch von Gereon 1558-1567.) Der Weidenpescher Hof mit 151 Morgen gehörte der Stadt Köln. Zu diesen Höfen gab es seit 1367 einen Hof des Klosters St. Maximin und einen Kunibertshof und seit 1642 einen Hof des Heilig-Geist-Hospitals. 1660 zählte Merheim 27 Häuser. So wurde das ganze pfarrliche und wirtschaftliche Leben des Ortes weitgehend vom Gereonsstift bestimmt, das Pfarrer, Pächter und Gerichtsboten einsetzt. Am 12. Juli 1229 bekunden Propst Arnold, der Dechant und das ganze Kapitel von Gereon, dass sie dem Heinrich, Sohn des Kölner Bürgers Gozelin, und dessen Ehefrau Elisabeth einen Stiftshof in Merheim in Erbpacht gegeben haben. Der Pächter hat alle Lasten zu tragen, die bisher auf dem Hofe ruhten; ferner muss er die Gebäude in ordentlichem Zustande halten und den Dünger von der Viehstreu auf die Acker des Hofes verwenden. Will er jedoch die Ernte von seinem Eigengut auf den Hof der Kirche bringen, so muss er den ganzen Dünger, auch den seines Eigengutes, im ersten Jahr dem Land der Kirche zuwenden, im zweiten Jahr darf er ihn für seine Acker gebrauchen. Die Stiftsherren haben dem Hofe noch eine Hufe (30 Morgen) Wald hinzugefügt, welche Heinrich roden und in Ackerland verwandeln darf, wobei jedoch St. Gereon den Neubruchzehnten erhält. Dem Heinrich werden weiter 14 Morgen Wald überwiesen; dagegen darf er den dann noch übrigen Wald nicht benutzen. Unter den Zeugen des Pachtvertrages unterzeichnet auch ein Christian von Merheim. Von Merheim war ein altes Adelsgeschlecht; in dem hochadligen Kanonissenstift zu Elten ist Elisabeth, Edelfreie von Merhem, zu finden; das Edelfräulein Mechthildis von Merhem 1325 als Stiftsdame in Gerresheim; von 1371 bis 1382 hat eine Mechthildis von Merhem das Amt der Hausverwaltung im Stift zu Essen inne. Am 15. Oktober 1311 schenkt der Kanoniker Gerhard von Spiel an St. Christoph der Kunigunde von Merhem eine Tunika. Heinrich von Löwenburg nennt 1370 Johann, Freiherrn von Merhem seinen lieben Freund. Gerhard von Spiel war der Grundherr des Spillhofes in Merheym, wie aus einer Urkunde vom 7. Februar 1308 hervorgeht, nach der er den Zehnten von 110 Morgen den Kanonikern von Gereon schenkt; er war verpachtet an Johannes Pilgrum und seine Gattin Gertrud Schullers. Im Oktober 1259 schenkt der Kanoniker Hupertus an St. Gereon seinen Merheimer Hof dem Stift, um das Vaterland der ewigen Herrlichkeit und die Verzeihung seiner Sünden umso sicherer zu erlangen, wobei er sich die ganze Nutznießung bis zu seinem Tode vorbehält und den halben Nießbrauch seinem leiblichen Bruder, Magister Gerardus, bis zu dessen Tode vermacht. Das Seelenheil zu retten, ist immer wieder das Motiv zu Stiftungen, und das Stift scheut sich nicht, mit geistlichen Mitteln sie zu verwalten. Am 11. März 1359 befiehlt der. Kölner Offizial in Merheym, in Neyl und Myrkenich den Kaplänen und Rektoren der Kirchen, die Eheleute Hapernus und Titzela de Halle, welche den Gereonshof in Merheim in Erbpacht haben, aber seit zwei Jahren die Pacht nicht abgeführt haben, anzuhalten, bei Strafe der Exkommunikation innerhalb 7 Tagen nach der Mahnung zu zahlen. Der Rektor von Merheim antwortet, dass er gemahnt habe, und am 31. August 1359 erlässt der Offizial den Exkommunikationsbefehl gegen Hapernus, seine Frau und sein Gesinde. Am 30. Juli 1367 verkaufen Mettildis, die Witwe des Bruno von Halle, und ihre Kinder Hapernus und Bruno an Gereon den „Troierhoff“ in Merheim mit 168 Tagwerken; außerdem einen kleinen Hof mit 65 Tagwerken. Die Äcker waren gelegen am „Burchacker am grünen Weg, an der Neußer Straße, am Hedelberch, bei Nyl, bei Lunrike, in Lachem, bei nunnenkulen, an der santkulen und am Tetzerkamp“. Der Kaufpreis betrug 1200 Kölnische Mark und wurde festgelegt in Gegenwart des Jakob von Merheim. Hapernus bleibt als Pächter, darf aber unter Strafe des Heimfalles an das Stift die Höfe nicht weiter belasten. Am 24. September 1371 einigt sich das Kapitel von Gereon mit Hapernus von Halle, der drei Jahre den Pachtzins schuldig geblieben war; es erlässt ihm die Schuld, und er muss den Hof verlassen und ihm den Kapitel abtreten. Ihre Siegel haben angehängt Hapernus für sich und seine Frau Titzela, seine zwei Brüder Gottfried, Comtur des Hauses der Hospitäler zu Köln, und Schildträger Bruno von Halle. Zeuge war unter anderem Gobelinus von Tijtz, Rektor der Merheimer Kirche. Die Urkunde ist geschrieben von Hermann Ripe, durch kaiserliche Autorität öffentlicher Notar der Kurie von Köln. Die alte Pfarrkirche St. Stephanus erbaut 1860-1862. Für die Gerichtsbarkeit und Ortsverwaltung hatte das Gereonskapitel einen Vogt eingesetzt. Am 12. März 1381 verkauft Johann eine ihm als Vogt zustehende Rente von jährlichen 6 Malter Weizen für 408 Kölnische Mark an das Kapitel. Nicht immer ging es friedlich zu. Am 29. September 1381 bekundet Johann, Herr zu Reifferscheidt, dass er von Johann, Vogt zu Merheim, 104 Gulden empfangen habe „als van alsuger brantschetzungen wegen, als ich der heren hoff van sent Gereon, geleigen zu Merheym, gebrantschatzt hadde in dem kriege, den ich nu up data dis briefs gehaende hain“. Am 20 November 1382 verkauft. Johan, vayt van Merhem, Burger in Coelne, all sein erve ind goit, vaydye, herrlichkeit, recht ind eigenschaft zo Merhem in dorpe ind in velde“. Dabei zählt er Ländereien auf am Gynster, an der woulffkule, neben den Äckern des Machabäerklosters an der Straße nach Nyle, neben dem Land des Pastors, am Speilhoff an der Neusserstraße, am Roidges-, Bilien- und Bremenacker, bei der Crumbehecge und am Weißen Stein. Als Bürgen unterzeichnen seine Neffen Matthias van Spiegel und Johan Bruwer. Die Stadt Köln unterstand ihrem Erzbischof, der eine Zollgrenze um sie gezogen hatte und damit zum Schaden der Bürger seine Finanzen füllte. Auch in Merheim war eine Zollstation an der heutigen „Zollgrenze“, wie es aus der Klageschrift der Stadt Köln gegen den Erzbischof Dietrich von Moers 1419 hervorgeht. Darin verlangt Köln von dem Erzbischof die Rückerstattung des durch die Erhöhung der Rheinzölle ihren Bürgern zugefügten Schadens sowie die Abstellung der Landzölle zu Königsdorf, Bocklemünd und Merheim. Dieselben seien seit der Errichtung des Landfriedens (1351 und 1378) abgeschafft und deshalb mit Unrecht nicht nur wieder eingeführt, sondern sogar verdoppelt worden. Der Landfriede sollte die Kleinkriege und Streitigkeiten unter den Bischöfen, Herzögen, Grafen und Städten beilegen. Doch bereits wenige Jahre später marschieren die Landsknechte und lassen Tod und Verwüstung hinter sich. 1472-1475 dauert der Neußer Krieg gegen Karl, den Kühnen, Herzog von Burgund. Köln steht zu Neuß. Am 10. August heißt es in einem Geleitbrief: „Den pechteren, wagenknechten, drescheren ind fruchten der hern van sent Gereon zu Lathen, Merheym, Gundesdorp ind zo Kreill“ ist Geleit gegeben“. Die Herrlichkeit Merheim Die Villikation Merheim gehörte zu den Gütern, welche dem Gereonsstift ein Monatsservitium leisteten. Ihre Besitzungen, welche sich über Merheim, Feldkassel und Fühlingen verbreiteten, sind in den Wrogen des Boten angegeben. Es fehlen dabei aber jene Güter, die das Stift selbst besaß und von denen es vier Geschworene oder Schöffen stellen musste. 1558 gab es elf Schöffen. Schon frühzeitig hatte es die Vogtei über das Gericht erworben, tat sie afer wieder zu Lehen aus, sicherte sich jedoch die Gerichtshoheit. So hatte es ja den bereits erwähnten Hapernus von Halle aus dem Ritterstand, der zugleich das Schultheißenamt verwaltete, zur Aufgabe des Hofes gezwungen und bestellte nun einen seiner Chorherren zum Schultheißen. Doch ist das Amt seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wieder in Laienhänden und wird später mit e i nem Juristen (advocatus) besetzt. Das Gericht dieses Hofverbandes wird zum Hofgericht eines Dorfes: der Umfang desselben deckt sich keineswegs mit. dem Hofverband; ihre Grenze läuft rund um das Dorf, lässt also die Hofeslehen in Feldkassel und Fühlingen draußen, schließt dafür aber nichthofhörige Güter ein. Bezeichnend ist der Ausdruck einer Urkunde von 1450: „Schulthe iss des hoffgedyngs dess gerychtz zo Merheym“, besonders da vorher von der Herrlichkeit Merheims die Rede ist. Das Gericht fand, spätestens seit dem 14. Jahrhundert, nicht mehr auf dem Fronhof, sondern in der Stadt, im Umgang des Gereonsstiftes statt. Das Weistum wurde regelmäßig im ungebotenen Gericht verlesen, das donnerstags je nach Dreikönigstag, Sonntag Misericordia Domini (zweiter Sonntag nach Ostern) und Johannistag (24. Juni) stattfand. Als Schultheiss des weltlichen Gerichtes zu Merhem werden am 17. Februar 1509 Johann Spurkel und am 1. März 1553 Heinrich Rast von Uda in Pachtverträgen mit Gereon erwähnt. Am 24. Oktober 1461 ersuchen Hofrichter Luffairt van Schyferich und die Geschworenen Johann Juede und Johann Eversberg die von Merhem inner halb einer bestimmten Frist einen Hofmann als Geschworenen zu bestellen bei Verlust ihres Hofgutes. Am 11. Mai 1487 verkaufen Rutger Vois und Frau Christina ihren Hof an S. Cunibert. „Zom ersten ys man davam schuld ich steytlich zo halden eynen gesworenen in den vronhoff der eirwirdiger ind edeller hern dechens ind capittels der kirchen zo Gereon, gelegen zo Merhem ind deshalven den selven hern jairlichs zo betzalen eyn Malder even.“ Weil ein Teil des Gutes in dem Hof zu Merheim kurmütig ist, so haben Verkäufer diesen Teil an St. Cunibert übertragen vor dem Schultheiss und Scheffen dieses Hofes. Im 18. Jahrhundert unterstand Merheim dem Amtmann in Brühl unter der Landeshoheit des Kurfürsten, des Erzbischofs von Köln; doch erstrebte es mit Erfolg die Verselbständigung von der Hofgerichtsbarkeit. Die geistliche Betreuung unseres Ortes geschah von Gereon her durch Bestellung von Rektoren an der Pfarrkirche. So begegnet uns zuerst der schon genante Bertolphus 1324 in Merheim, Gobelinus von Tijtz 1371, Pastor Johannes Judeenborgh von Brackell aus der Diözese Paderborn 1502, Pastor Johannes Cramer 1635-1641; Wernerus Nussbaum 1641 bis 1643; Gerhardus Schulten 1643-1650; Conrad Molitor 1651-1680; dann sein gleichnamiger Neffe Conrad Molitor jun. 1680-1707, der 1695 eine Scheune mit Garten von Hermann und Irmgard Brochhausen im Einvernehmen mit Gereon als Stiftung übernimmt; Reinerus Arnolds 1708 bis 1739, bei dem der wydenpescher Scheffe und Halsmann von der Herrlichkeit Merrhem Rutgerus Kling zwei hl. Messen stiftet. Johannes Theodor Himmels 1739-1775, der 1748 einen Obligationsbrief von der Vorsteherin des Klosters im „Läubchen an der Burgmauer “ erhält. Ihm wurde am 11. Januar 1767 Johannes Antonius Cremer als Adjunctus beigegeben. Johannes Conradus Schmitz 1775-1792, der am 26. Februar 1785 eine Stiftung des Kanonikers an St. Gereon Herrn Everhard Anton von Groote erhält. Nikolaus Binsfeld 1792-1828; er beschwert sich 1826 über den Undank seiner Merheimer Pfarre, da er die Reparaturen an der Pastorat selber tragen soll. Ein Jahr später konnte er vor Altersschwäche seinen Dienst nicht mehr versehen, erhielt 1828 sein Entlassungsurkunde, nach dem seine Altersversorgung gesichert und Johann Peter Esser zum Hilfspfarrer ernannt war; im Jahre darauf verstarb er, und von 1828 bis 1872 hat Johann Peter Esser die Pfarrstelle Merheim inne. Er ist der Erbauer der alten Stephanskirche, die zwischen 1860-1862 errichtet wurde Am 28. Juli 1862 reicht er ein Gesuch des Kirchenvorstandes um Genehmigung eines Vikars ein, das vom Gemeinderat abgelehnt wird, weil dafür keine Notwendigkeit bestehe. Damals zählte Merheim 785 Katholiken, 8 Protestanten, 13 Juden und hatte eine Schule. Nach einer Verständigung des Generalvikariates mit dem zuständigen Bürgermeister von Longerich wird am 1. September 1862 Wilhelm Stöcker als Vikar angestellt; 1865 stirbt er. Am 19. Oktober 1865 kommt der Neupriester Peter Ludwig Linden aus Emmerich als Kaplan nach Merheim. Ihm folgt am 4. Oktober 1869 Franz Joseph Hubert Giesen aus Aldenhoven. 1872 wird Johann Peter Esser als Jubilarpriester mit dem Preußischen Adlerorden IV. Klasse ausgezeichnet. Kurz nach seinem Jubelfest stirbt Pfarrer Esser und Vikar Giesen wird zum Pfarrverwalter ernannt. Am 7. Juli 1872 ist die Einführung von Jakob Dreesbach, der schon am 3. August 1875 mit 52 Jahren stirbt. 1873 kommen in Preußen unter Bismarck die Kulturkampfgesetze; die Pfarrstellen werden beim Todesfall des Inhabers nicht mehr besetzt und die Pfründe wird beschlagnahmt. So bleibt auch Merheim nach dem Tode Dreesbachs frei, und der Geistliche Schumacher, der 1880 hier ist, gilt als nicht angestellt. Am 12. Mai 1880 erfolgt die Aufhebung der Beschlagnahme der Pfarrdotalgüter der vacanten Pfarrstelle durch Verfügung der königlichen Regierung zu Cöln. 1881 beantragt der Kirchenvorstand, die Reparaturen an Kirche und Orgel aus dem Pfarrfond zu decken, da die Kosten von der Kirchengemeinde nicht aufgebracht werden könnten. Die größtenteils aus Tagelöhnern bestehe und große Kommunallasten zu trogen habe. Am 12. Januar 1883 steht ein Antrag auf Entschädigung. da bei der Rheinüberschwemmung das Ausheben großer und tiefer Gruben auf Kirchenländereien schwere Schäden verursacht habe. Am 13 . Oktober 1884 ist P. J. Dittgen Pastor in Merheim, und am 23. November 1886 wird Peter Wilhelm Wester zum Kaplan ernannt, der am 8. Januar 1889 hier Pastor wird. Er gibt 1890 einen Bericht über den Osterrundgang. wobei Osterspeisen gesegnet, die Kommunikanten gezählt und notiert und kleine Gaben entrichtet werden. Wegen der Armut der Gemeinde war der Gang unter Pfarrer Dreesbach ausgefallen; doch Wester hatte ihn 1887 wieder eingeführt. 1891 wird der Neubau einer Vikarie bewilligt. Luftbild von Köln 1944/45 nach einem Luftangriff. Zusehen sind noch einige Rauchsäulen verursacht durch Brände. In der Rechten Bildmitte erkennt man deutlich die Galopprennbahn. 1894 ist die Ernennung des Rektors Laurenz Driessen zum Pfarrverwalter. Am 27. Juni 1900 wird Wilhelm Knothe Pfarrer von Merheim. Ihm folgt am 5. Dezember 1935 Bernhard Hagenbrock, der 1948 in den Ruhestand geht. Am 2. Januar 1949 wird Johannes Fürtjes Pastor von Merheim Nach 22 jährigem Wirken in der Pfarre Heilig-Kreuz stirbt er am 23 . Mai 1971. Im August wird Peter Marx Pfarrer an Heilig-Kreuz. Bei der Geschichte unseres Ortes darf wohl eine Frau nicht vergessen werden, die sich nun schon 40 Jahre lang selbstlos und unermüdlich für die Kranken und Notleidenden in Merheim-Weidenpesch einsetzt: Sr. Constantia. Als äußeres Zeichen des Dankes wurde ihr im Jahr 1976 anlässlich ihres 75. Geburtstages die goldene Nadel des Deutschen Caritasverbandes verliehen. Auch die Weidenpescher Schützen ehrten „ihre Schwester“ mit der Graf-Galen-Plakette. Rechtlich gehört Merheim zu Gereon von Anfang an; seit 1631 unter dem Stiftsdechanten kommt es zum Dekanat Neuß. Vor Napoleon stand das Kollationsrecht für die Pfarrstellen meist geistlichen Korporationen zu, denen die Pfarren vielfach incorporiert waren wie Merheim in Gereon. Bei der Neuumschreibung unter Napoleon gehörte Merheim im Roerdepartement zum Arondissement Köln und kam aus dem Dekanat Neuss am 12. Juli 1806 zum Kanton Weiden mit der Kantonalpfarre Lövenich. Die anderen Sukkursalpfarren waren: Junkersdorf, Müngersdorf, Melaten, Brauweiler, Synthern, Widdersdorf, Bocklemünd, Pulheim, Geyen, Longerich, Bickendorf, Niel, Kriel, Effern, Bachern, Frechen und Buschbell. Diese Umschreibung wurde durch die päpstliche Bulle „De salute animarum“ Pius Vll. beseitigt. Merheim verbleibt im Dekanat Löve nich, Bürgermeisterei Longerich. 1900 kommt es zum Dekanat Cöln 11 und bei Neuordnung der Stadtdekanate zum Dekanat Köln-Nippes. Die Entwicklung unseres Ortes spiegeln die folgenden Angaben: 1660 hat Merheim 27 Häuser. Dann fehlen die Zahlen bis 1846, wo 607 Seelen hier wohnen; 1850: 640 Seelen ; 1854 sind es 670; 1857 zählt man 690 Seelen . Bis 1860 ist der Anstieg auf 728 Katholiken, 8 Protestante und 7 Juden etwas höher. 1866 sind es 896 Katholiken, 12 Protestanten , 13 Juden. 1870 gibt es 1176 Katholiken, 16 Protestanten, 18 Juden. Bis 1888 wächst die Zahl auf 1530 Katholiken, 12 Protestanten, 10 Juden; 1901 auf 2003 Katholiken, 64 Protestanten, 6 Juden; 1908 auf 2573 Katholiken, 141 Protestanten, 7 Juden. Der Anstieg ist stetig, nimmt aber stark zu mit den Neubauten der großen Wohnblocks, die 1929 von verschiedenen Wohnungsbau Gesellschaften begonnen werden . Obwohl die Neußer und Merheimer Straße im zweiten Weltkrieg schwere Bombenschäden erlitten hatten, war Merheim im Vergleich zu Köln noch glimpflich davongekommen, und so suchten viele hier Wohnung. 1950 hatte unser Vorort 12000 Katholiken und etwa 4000 bis 5000 Protestanten. 1952 wurde Merheim zur Unterscheidung vom rechtsrheinischen Merheim in Weidenpesch umbenannt nach dem alten Weidenpescher Hof, der schon in einer Urkunde vom 7. Juni 1636 erwähnt wird, in der das Frauenkloster St. Reinhold von St. Gereon eine Erbrente erhält „insonderheit zu hochnotiger beständiger underfengung des Hauses im wasser und erbawung einer newen Scheuren und zugehöriger notturfftiger gehuchter, uffm Weidenpesch genant, in unserer Herrlichkeit Merhem “. 1931 wird die neue Kirche durch Architekt Bartmann gebaut. Am 5. Juli war die Grundsteinlegung; am 24. Dezember die Einsegnung und 1932 die Konsekration unter dem Titel. Heilig-Kreuz, nachdem sicherlich ein Jahrtausend die Pfarre der Obhut des hl. Stephanus anvertraut war, der zum zweiten Pfarrpatron erwählt wurde. Auf Grund der schweren Kriegsbeschädigungen muste 1952 die alte Pfaarkirche St. Stephanus abgerissen werden. An ihrer Stelle erhebt sich jetzt in den schönen Anlagen die Marienkapelle mit den Bildern des hl. Stephanus und Thomas. 2007 wurde hier dann noch ein Bildstock mit dem Bildniss des hl. St. Stephanus erichtet. Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich das Bild unseres Ortes, wie überall in der Stadt Köln wesentlich verändert. Trotzdem aber gibt sich in Weidenpesch alte und neue Zeit die Hand. Wenn man von Norden her auf der Neußer Straße in unseren Kölner Vorort kommt, dann zeigt sich noch ein wenig von dem ehemaligen ländlichen Charakter des Ortes, den Weidenpesch in geringem Umfang noch bewahrt hat. Niedere Backsteinbauten, die häufig mit der Stirnfront zur Straße stehen, erinnern an die Zeit vor der Jahrhundertwende. Je mehr man jedoch das Herz von Weidenpesch erreicht, desto großstädtischer wird das Bild. An der Ecke Neußer Straße / Kapuzinerstraße stand noch vor wenigen Jahren eine burgähnliche Fabrik mit Turm und Wehrgang. Heute erhebt sich hier die riesige Wohnsiedlung der Aachen-Münchner-Versicherungs A.G. Gegenüber dieses Wohnblocks steht aber immer noch die alte Annakapelle, das sogenannte „Heiligenhäuschen“. Diese Kapelle stammt noch aus einer geruhsameren Zeit, da hier Pferdfuhrwerke mit ein, zwei oder drei Pferdestärken vorüber zogen und die schnelle Post mit 15 km/h dahineilte. Gegenüber diesem Heiligenhäuschen befand sich die alte Poststation. Der Name des neuerrichteten Lokals „Zur alten Post“ erinnert noch daran. Hier befanden sich in früheren Zeiten nicht nur die notwendigen Pferdeställe, sondern es wurde immer schon der hier einkehrende Gast verwöhnt. Ein berühmter Gast in diesem Hause war vor vielen Jahren der damalige Kaplan von Fühlingen Josef Frings, der spätere Erzbischof von Köln. Von Fühlingen kommend stellte er hier sein Fahrrad unter um dann mit der „Elektrischen “ in die Innenstadt weiterzufahren. Gasthof „Zur Post“ aus dem Jahr 1910 Ein paar hundert Meter weiter, steht das älteste Gebäude von Weidenpesch, „die alte Zollgrenze“. Sie wurde 1698 erbaut und dient heute noch als Gasthof. Aus der Überlieferung wissen wir, dass die Zollgrenze vor 500 Jahren einem Bürger der Stadt Köln für treue Dienste in Krieg und Frieden als „Meierhof “ von dem damaligen Erzbischof von Köln vermacht wurde. Da dieses Gehöft der Stadt vorgelagert war, diente es auch als Zollbedienungsstelle. Bis vor wenigen Jahren lebten Merheimer Bürger, die sich daran noch erinnern konnten. Im 18. Jahrhundert wurde in der Zollgrenze eine Hausbrauerei unterhalten, wovon heute noch der Braukeller besteht. Napoleon soll bei seinem Rückzug aus Russland im Oktober 1813 in der alten Zollgrenze seine Pferde gewechselt und von der Tochter des Hauses einen „Labe Trunk“ entgegengenommen haben. Im Jahre 1899, als die Pferderennbahn noch nicht so ausgebaut war wie heute, waren in der alten Zollgrenze die Rennpferde untergebracht. Wenn es um die Jahrhundertwende noch 60 landwirtschaftliche Betriebe in Merheim gab, so gibt es heute keinen einzigen mehr. Noch 1955 berichtet die Kölnische Rundschau über Weidenpesch unter der Überschrift “Wenn die Straßenbahnen klingeln, wundern sich die Weidenpescher Kühe“. Damals befand sich noch in der Floriansgasse / Amboßstraße der alte „Geretzhof“, der bis zu seinem Abriss von der Familie Engels bewirtschaftet wurde. Heute erheben sich hier mehrstöckige städtische Wohnbauten. Gegenüber in der Jesuitengasse steht heute noch der ehemalige „Hünselerhof“, im Besitz der Familie Fellbusch. Aber auch hier sind keine Kühe oder Pferde mehr zu finden. Über dem Wohnhaus findet man noch das Erbauungsjahr 1877. Eine alte Anlage aber besteht immer noch, eine Anlage, die Weidenpesch „weltberühmt“ machte: Die Pferderennbahn. Vor 80 Jahren erbaut, dient sie heute noch eleganten Zeitgenossen mit ihren Ferngläsern, das „Kopf an Kopf“ rassiger Pferde zu beobachten. Wenn es auch der sehnlichste Wunsch des Kölner Renn-Vereins ist, im Norden von Köln eine neue Rennbahn zu bekommen, so hoffen die Weidenpescher Bürger jedoch, dass diese wunderbare Anlage erhalten bleibt. Wenn sich also auch heute noch alt und neu in Weidenpesch die Hand geben, so mögen es auch die Menschen tun, die hier wohnen, die alteingesessenen sowie die neu zugezogenen, damit sich alle hier wohl fühlen. Quellenangabe: Stiftungsbuch und Chronik der Pfarrkirche Merheim. Urkundenbuch des Stiftes St. Gereon zu Köln, herausgegeben von Dr. P. Joerres, Hanstein, Bonn 1893. Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein. Köln 1897. Die Handbücher der Erzdiözese Köln. Registraturakten des Generalvikariates , Köln. Die Weistümer der Rheinprovinz. 11. Abt. Die Weistümer des Kurfürstentums Köln. I. Bd. Amt Hülchrath. Herausgegeben von Hermann Aubin. Hanstein, Bonn 1913. Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. 11. Bd. 111. Abt. Schwann, Düsseldorf 1934. Binterim und Mooren, Die Erzdiözese Köln. Düsseldorf 1893. Die Kunstdenkmäler im Landesteil Nordrhein. Beiheft 2. Kölner Untersuchungen, herausgegeben von Walter Zimmermann bei Alois Henn, Ratingen 1950. Beiträge von Eduard Hegel: „Kölner Kirchen und die Stadtzerstörungen von 350 und 881“, ferner „Die Entstehung des mittelalterlichen Pfarrsystems der Stadt Köln“. |
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